Bestimmt haben Sie sich auch schon oft mitten in einer Diskussion wiedergefunden: Sollte man Obst und Gemüse weiterhin verpacken? Und wenn ja, in Plastik oder in alternativen Materialien?
Auch wir bei Redpack haben uns schon viele Gedanken zu diesem Thema gemacht. Unsere Anregungen dazu lesen Sie hier.
Es gibt viele gute Gründe, Obst und Gemüse zu verpacken
Es ist in Bild, das vielerorts zu sehen ist: leere Regale in den Obst- und Gemüseabteilungen der Supermärkte – nur unverpackte Produkte sind zurückgeblieben. Zweifelsfrei steht die Plastikverpackung schon seit geraumer Zeit völlig zu Recht auf dem Prüfstand. Ihr Zweck im Hinblick auf die Hygiene aber bleibt bestehen – insbesondere in den außergewöhnlichen Zeiten einer Pandemie.
Allerdings ist die Corona-Pandemie nicht der erste Fall, in dem der Nutzen von Verpackungen neu bewertet wurde. In den USA wird sie zum Beispiel verwendet, um E. coli-Bakterien in Schach zu halten. Die Produkte werden direkt nach der Ernte verpackt, sodass es keine weiteren menschlichen Kontakte in der Lieferkette gibt. So bleiben die Verbraucher gesund, aber auch die Rückverfolgung wird vereinfacht, sollte es zu Problemen mit Verunreinigungen oder Krankheiten kommen.
Natürlich müssen aus hygienischer Sicht längst nicht alle Produkte verpackt werden. Wenn die Schale normalerweise nicht gegessen wird, gibt es bereits eine zusätzliche Schutzschicht.
Doch es gibt noch mehr Gründe, die dafür sprechen, Obst und Gemüse zu verpacken:
Es ist nicht nur die Hygiene. Auch die längere Haltbarkeit der frischen Produkte steht eindeutig auf der Pro-Seite – schließlich sorgt eine längere Haltbarkeit gleichzeitig auch dafür, dass weniger Lebensmittel entsorgt werden. Auch der Komfort der Käufer und die deutlich besseren Marketing-Möglichkeiten sprechen dafür.
Bei diesen entscheidenden Vorteilen ist es gar nicht so einfach, sich eindeutig gegen Plastikverpackungen auszusprechen. Es ist ein differenzierter Blick notwendig: Wo können wir Material einsparen, wo verbessert die Verpackung die Versorgungssicherheit?
Der differenzierte Blick auf die Verpackung
Der Ausgangspunkt für die Suche nach einer vernünftigen Lösung ist von Markt zu Markt unterschiedlich: Im Vereinigten Königreich ist es schon seit längerem üblich, Produkte zu verpacken. Ganz im Vergleich zum Beispiel zu Europa. Jetzt versuchen einige Märkte, von Verpackungen im Allgemeinen abzurücken und suchen nach alternativen Materialien. Wir unterstützen diese Bewegung und hoffen auf einen differenzierten Blick auf die Verpackung.
Denn die Gründe, warum es überhaupt Verpackungen gibt, sind auch heute noch gültig. Unwahrscheinlich, dass sich daran etwas ändert. Die Einzelhändler haben versucht, Obst und Gemüse ohne Verpackung anzubieten, aber das stößt bei den Verbrauchern auf wenig Gegenliebe und ist schlecht für die Haltbarkeit. Wir müssen uns viel stärker auf die Reduzierung von Kunststoff konzentrieren und uns überlegen, wie wir die Kunststoffverpackungen langfristig nachhaltiger machen können, indem wir das Recycling verbessern.
Wie werden wir in Zukunft Recyclingstrategien richtig umsetzen?
Kunststoff hat viele Vorteile. Die eigentliche Frage sollte sein, wie wir damit umgehen, nachdem wir es verwendet haben. Und, ob wir mit alternativen Materialien auf lange Sicht nicht möglicherweise andere Probleme schaffen.
Die Regierungen haben die Pflicht, die Umwelt zu schützen, in der wir leben. Aber auch die öffentliche Gesundheit. Wir hoffen auf Programme, die sich mit den Vorteilen von Plastik in Bezug auf CO2-Bilanz, Wasserverbrauch, Wiederverwertbarkeit und Hygiene befassen.
Kunststoff ist eine der nützlichsten Erfindungen der Menschheit, aber wir müssen in der Lage sein, das Potenzial voll auszuschöpfen. Wenn wir auf Plastik verzichten, was tun wir dann wirklich für die Umwelt in Bezug auf den CO2-Fußabdruck, sowohl durch die Erzeugung von Lebensmittelabfällen als auch durch die Verwendung alternativer Verpackungen?
Letztendlich muss der Verbraucher besser über die Auswirkungen der Abschaffung von Plastikverpackungen aufgeklärt werden und sich von der einseitigen Darstellung lösen. Es gibt einige “Alternativen”, die die Situation letztlich nur verschlimmern. Ein Beispiel sind Papierstrohhalme: Sie sehen zwar umweltfreundlich aus, aber der Klebstoff, mit dem sie versehen sind, macht es unmöglich, sie zu recyceln.
Es gibt keine perfekte Antwort, keine Verpackung wird alle Anforderungen vollumfänglich erfüllen. Aber wir können ein besseres Ziel anstreben. Wir müssen herausfinden, was wir mit den Kunststoffen auf den Mülldeponien machen sollen. Und wir müssen herausfinden, was wir loszuwerden bereit sind – welche Kompromisse sind wir bereit einzugehen?