2021 traf sich unser leitender Direktor Gary Howard zum Interview mit dem englischen Business Focus Magazine. Erschienen ist das Interview im Oktober 2021 – das ganze Interview lesen Sie hier auf Deutsch – oder in der Original-Version als PDF.
„Pushing the envelope“ – Den Rahmen sprengen: wie ein Familienunternehmen die Spitze der Verpackungsindustrie erobert hat
Die Hauptniederlassung von Redpack befindet sich in Norwich im Vereinigten Königreich. Seit über 40 Jahren ist das Unternehmen mit mehr als 90 Mitarbeitern in 37 verschiedenen Ländern vertreten.
Wir haben eine geringe Personalfluktuation, die Leute haben Spaß an ihrer Arbeit und an unserer Kultur”, betont Gary Howard, leitender Direktor des Unternehmens.
Redpack hat auch einen Standort in Deutschland eröffnet, um den europäischen Teil des Geschäfts abzuwickeln. Ein Standort, der mit dem Brexit zu Redpack Europe wurde.
Als Produktions- und Maschinenbauunternehmen, das sich auf Verpackungsmaschinen und -anlagen spezialisiert hat, lag der Schwerpunkt von Redpack weniger auf dem Volumen als auf der Qualität, wie Howard betont.
Wir sind nicht im Geschäft, um mehrere Maschinen vom Band laufen zu lassen”, erklärt er uns. “Wir haben fünf Modelle und innerhalb dieser Modelle haben wir mehrere Varianten, um die Anforderungen der Kunden zu erfüllen oder zu übertreffen. Die Maschinen und Ausrüstungen werden alle in Großbritannien von Hand und nach Maß gebaut, von Ingenieuren, die stolz auf ihre Arbeit sind – keine Massenware. Wir versuchen nicht, eine Verpackungsmaschine zu verkaufen, sondern eine Lösung, die den Bedürfnissen unseres Kunden gerecht wird.”
Redpack ist ein Familienunternehmen, das sich vollständig im Besitz der Familie Briston befindet. Zwei Brüder, Stuart und Jeremy Briston, leiten das Unternehmen als Geschäftsführer, während andere Söhne, Cousins und Onkel in verschiedenen Funktionen im Unternehmen arbeiten.
Diese Mentalität zieht sich durch das gesamte Unternehmen. Wir werden alle wie eine Familie behandelt, mit Respekt und Anstand – und das wird vom Team erwidert” besteht Howard.
Die Aufrechterhaltung dieser familiären Atmosphäre ist mit dem Wachstum des Unternehmens zu einer Herausforderung geworden, die Redpack jedoch angenommen hat. “Es wird immer schwieriger, je mehr das Unternehmen wächst. Als ich vor sechs Jahren anfing, bestand unser Team aus etwa 40 Mitarbeitenden, seitdem hat sich unsere Größe mehr als verdoppelt”, sagt Gary. “Es ist eine größere Herausforderung, jeden persönlich zu kennen. Zu wissen, was sie tun, was ihre Familien tun. Das dauert eine Weile, aber es zahlt sich aus.”
Das bedeutet jedoch nicht, dass Redpack vor weiterem Wachstum zurückschreckt. Das Unternehmen möchte auf dem US-Markt Fuß fassen. Gary Howard erzählt uns, dass es ehrgeizige Pläne für eine US-Expansion im Jahr 2020 gab, die jedoch durch die Covid-Pandemie gebremst wurden.
Doch ungeachtet der Herausforderungen, denen sich Redpack gegenübersah, ist das Kernangebot das gleiche geblieben: Lösungen schaffen, die die Kunden brauchen.
Howard argumentiert, dass es das Serviceniveau ist, was Redpack vom WEttbewerb abhebt. Insbesondere bei der Nachbetreuung. “Es geht darum, dass wir den Kunden das geben, was sie brauchen. Unsere Maschinen sind dazu da, Produkte zu verpacken. Wenn sie keine Produkte verpacken, können unsere Kunden keine Produkte verkaufen. Aber sie haben Personal vor Ort, das untätig herumsitzt und Geld kostet, wenn die Maschine stillsteht”, erklärt Gary. “Wenn es also ein Problem gibt, sorgen wir dafür, dass es so schnell wie möglich gelöst wird.
“Wir bieten telefonischen Support an, wir haben ein technisches Supportteam hier, und oft lassen sich Dinge am Telefon klären. Wir haben auch ständig Servicetechniker auf der Straße und bieten Unterstützung außerhalb der Geschäftszeiten. Wer vor 12 Uhr anruft, bekommt noch am gleichen Tag HIlfe von einem Techniker. Nach 12 Uhr, wenn wir es nicht am selben Tag schaffen, sind wir am nächsten Tag da. Gleichzeitig sind wir auch auf der Spur, wie Technologien mit IOT, VR und AR helfen können.”
Das Engagement von Redpack für dieses Serviceniveau ist absolut – wenn die Ingenieure beschäftigt sind, sind die Geschäftsführer des Unternehmens nicht abgeneigt, an einem Wochenende zu kommen, und Ersatzteile persönlich zu liefern. Aber was Redpack vielleicht einzigartig macht, ist die Art und Weise, wie diese Einstellung in der gesamten Lieferkette umgesetzt wird.
“Service ist nicht nur dort, wo wir uns traditionell um die Kunden kümmern. Es geht auch darum, das gesamte Netzwerk aus Kunden und Lieferanten zu beachten”, sagt Gary HOward. Redpack bedient eine Vielzahl von Kunden, jeder in seinem eigenen Industriezweig. Das bedeutet, dass Redpack dieses Verständnis noch weiter ausbauen muss. Es reicht nicht aus, dass das Unternehmen seinen eigenen Markt kennt – Redpack muss auch die Märkte seiner Kunden kennen.
“Ein großer Teil unserer Kunden sind Lebensmittelhersteller, aber wir bieten auch Geräte für Non-Food, Pharma und andere Branchen an. Wir haben auch eine Reihe von Maschinen zur Unterstützung in der Pandemie hergestellt, für Beispiel für Tücher, Masken oder Tests”, sagt Howard. “Wir müssen verstehen, was die Kunden unserer Kunden tun werden. Und ihre Kunden sind Einrichtungen wie Supermärkte und Verbraucher. Wir versuchen abzuschätzen, wer der Endverbraucher sein wird, drei oder sogar vier Schritte entfernt.”
Ein immer wiederkehrendes Thema auf den Märkten von Redpack ist die wachsende Rolle der Nachhaltigkeit. “Entfernen, reduzieren und recyceln von Kunststoffen ist jetzt ein großes Thema. Unsere Maschinen verpacken mit einer Vielzahl von Folientypen, recycelbar, biologisch abbaubar, kompostierbar und auch mit Papier. Unsere neuesten Maschinen sind dazu in der Lage, und mit geringfügigen Nachrüstungen können wir einen großen Teil unserer bestehenden Anlagen umrüsten”, betont Howard. “Wir müssen darauf spekulieren, was der Verbraucher tun wird, daher ist die Nähe zu den Verbrauchern von entscheidender Bedeutung. Als Unternehmen und vertrauenswürdiges Management-Team sind wir in der Lage, sehr, sehr schnell zu reagieren. Wir treffen Entscheidungen je nach Situation schnell und glauben an unser Team. Man muss nicht drei Genehmigungsstufen durchlaufen. Wenn sie etwas wollen, dann treffen sie die Entscheidungen und tun es.”
Neben den Fragen der Nachhaltigkeit ändern sich auch die Anforderungen an die Verpackungen – insbesondere durch die explosionsartige Zunahme des elektronischen Handels und der Hauszustellung. “Einer der anderen Bereiche, in denen wir in Zukunft Herausforderungen sehen, ist der sogenannte ‘letzte Meter’”, räumt Howard ein. “Wenn Sie heute eine Packung mit sechs Äpfeln verpacken, reicht der letzte Meter bis zu den Supermarktregalen oder zum Packhaus. Wenn unser Kunde das Produkt in den Laden liefert, ist der Auftrag erledigt. Wenn sich die Branche auf die Lieferung nach Hause verlagert, reicht der letzte Meter bis zur Haustür des Verbrauchers. Wir müssen an die Präsentation, den Schutz und die Langlebigkeit denken. All diese Dinge gehen uns täglich durch den Kopf”.
Um diese Bedürfnisse zu erfüllen, hört Redpack seinen Kunden zu und baut Beziehungen auf, die noch lange nach der Installation der Maschine bestehen. Die Mitarbeiter von Redpack beobachten auch den Markt als Ganzes sehr aufmerksam. “Unsere Marketingleiterin verbringt einen Teil ihrer Zeit damit, einzukaufen und sich alles Neue anzuschauen”, erklärt Howard. “Wir sind gerne die Ersten auf dem Markt und machen den Leuten Vorschläge. Die Tatsache, dass wir die Entdecker sind, die sich auf die Suche nach dem nächsten großen Ding machen, anstatt zu warten, dass es auf den Markt kommt, macht uns zu einem Einflussnehmer auf dem Markt. Wir haben Maschinen und Anlagen in der Forschung und Entwicklung, die wirklich bahnbrechend sind. Wo wir das Konzept erproben, und manchmal funktioniert das Konzept auf Anhieb, aber es ist nicht das richtige Timing, oder der Markt ist noch nicht bereit – aber wir machen weiter.”
Zwischen Covid und Brexit hat Redpack ein ereignisreiches Jahr hinter sich gebracht, aber jetzt, da die Dinge wieder zur Normalität zurückkehren, ist es klar, dass Gary Howard sich auf die Zukunft freut.
“Wir rechnen mit einem Wachstum von 20 % pro Jahr. Was wir jetzt tun werden, ist Redpack Europe zu stärken, und die USA sind zu 100% wieder auf unserem Radar”, betont er. “Wir schauen uns auch andere Branchen an. Wir sind stark im Bereich der Frischwaren und sind der stärkste Anbieter in Großbritannien. Auch im Bereich Snacks sind wir gut aufgestellt. Wir wachsen nicht nur, um zu wachsen, sondern um nachhaltig zu wirtschaften und unsere Mitarbeiter zu beschäftigen, damit wir weiter in das Unternehmen und unsere Mitarbeiter investieren können. Wir haben keine Trophäen der Eitelkeit in unserem Schrank”.
